1977

1977 machte es das erste Mal „Plopp“ in der Sektmanufaktur Winkler, die damals nur Winkler hieß. Vater Helmuth, ein kleiner Weinbauer, wollte par tout keinen Stillwein produzieren. Zwar lieferte er zum Teil seine Trauben an die Kellereigenossenschaft Girlan, doch das war ihm nicht genug. Er wollte mehr: Seinen eigenen Sekt produzieren.

Helmuth besuchte wie viele Weinbauern aus Südtirol und dem Trentino damals die landwirtschaftliche Oberschule in San Michele. Dort, im Trentino, fand er die Begeisterung für Sekt. Bis dahin hatte er Null Bezug dazu, denn in Südtirol gab es damals keinen Sekt. Während des Studiums faszinierte ihn das Versekten dermaßen, dass er, mit San Michele Direktor und späterem Mentor Dr. Spagnolli, Reisen in die Champagne unternahm und sich dort inspirieren ließ. Und so kam es, dass er Anfang der 1970er begann am Hof zu Hause kleine Partien Sekt in der Flasche zu vergären. Zu Beginn bestanden die Sekte aus reinem Weißburgunder. Das Credo lautete damals: Keine Verschnitte! Einige Zeit später schuf der umtriebige Helmuth eine zweite Linie, die vorsah Chardonnay in Barrique auszubauen, sowie einen Rosé aus 100 Prozent Blauburgunder. Nach Kellereigründung hatte Winkler eine Produktion von ungefähr 6.000 Flaschen, welche über die Jahre langsam angestiegen ist. Kurz vor Helmuths Ableben erreichte der Betrieb eine Jahresproduktion von zirka 20.000 Flaschen.

Heute läuft die Produktion etwas anders ab.

Michael produziert seine Sekte aus Cuvées, Verschnitte verschiedener Rebsorten. Er will eigene Wege gehen, seinen Vater nicht kopieren und den Produkten, die den Lammweg Nr. 12 verlassen, eine eigene Handschrift verleihen.

Michael hat die Sektkellerei in zweiter Generation wiederbelebt, die dritte steht schon in den Startlöchern. Von klein auf war ihm die Passion für den Sekt in die Wiege gelegt. Er half seinem Vater beim Füllen, beim Stapeln, bei der Remuage, bei Allem. Michael besuchte die landwirtschaftliche Oberschule in Auer. Als er knapp 18 Jahre alt war, kam das Thema auf den Tisch, dass man einen Keller am Hof baut. Doch nicht nur Sekt, auch Wein sollte langfristig produziert werden. Leider erkrankte Helmuth schwer und so wurde die Sektkellerei 2001 aufgelassen. Man war in den Räumlichkeiten der damaligen Kellerei nur in Miete und deren Besitzer wollte das gesamte Anwesen verkaufen. (Damals wurden die Mietverträge nur jährlich gemacht.) Und so wurde es still um den Winkler. Doch Michael hatte Sekt in den Venen - und einen Haufen Geduld. Beruflich suchte er sich andere Wege, ging vom Betrieb weg und kam in den Verkauf und ins Marketing.

Im Hintergrund immer mit dem Ziel, die Kellerei eines Tages wieder zu gründen.

2017

Dann, ab 2017, die Wende. Michael entschied sich, der Sektkellerei Winkler wieder neues Leben einzuhauchen. Doch vorher gab es viele Fragen: Was will ich machen? Welche Art von Produkt will ich machen? Wichtig war Michael ein Produkt mit seiner Handschrift, mit jener seiner Familie. Gleichzeitig sollte das Produkt einen gewissen Wiedererkennungswert, sowie ein Alleinstellungsmerkmal besitzen. Und: Qualität, Qualität, Qualität.

Qualität misst sich für Michael in hoher Trinkigkeit, einem sauberen Mund, gut integrierter Kohlensäure. In der Nase soll der Sekt nach grünem Apfel und Pfirsich duften, nicht nach Hefe oder Brioche, höchstens im Hintergrund. Von vorne bis hinten harmonisch sollte sein Sekt sein. Doch wie schafft man das? Mit Hilfe von Stefan Donà, einem von Südtirols aufstrebenden jungen Kellermeister. Der Zufall will, dass Michael und Stefan sich seit den Zeiten von Michaels Cocktaillokal in Girlan kannten (spannende Details dazu verheimlichen wir jedem*r Leser*in) und so kommt es, dass Stefan, kurz nach Abschluss seines Studiums, Michael tatkräftig und akribisch zur Hand geht. Gemeinsam fangen sie an, am Sekt zu tüfteln, Mikro-Vinifikationen

abzufüllen und sich ständig zu informieren und fortzubilden. Sobald sich rumgesprochen hat, dass beim Winkler wieder etwas im Busch ist, sind viele Weggefährten des Vaters an Michael herangetreten, die ihm mit Rat und Tat zu Seite stehen wollten. Hauptsächlich waren dies die alten Studienkollegen von Helmuth aus San Michele, die zum Teil heute selbst Sektbetriebe im Trentino führen. Eine solche Hilfe kam wie gerufen, möchte man meinen, doch was tat Michael? Er hat sich gegen jegliche Beratung von außen entschieden. Er wollte seine eigene Stilistik, seine eigene „Typizität“ finden. Deshalb entschied er sich für einen jungen Berater. Michael wurde nämlich klar, dass „Graue Eminenzen“, die seit 40 Jahren Sekt produzieren, mit ihm keine eigenständigen und neuen Wege gehen würden. Er wollte einen experimentierfreudigen und risikobereiten Berater an seiner Seite, der mit ihm neue Wege geht. So haben sie sich die beiden Freunde zusammengesetzt und eine Marschroute definiert, die über die nächsten Jahrzehnte andauern wird. Dem Qualitätsstreben zugrunde liegt die Pingeligkeit und Akribie, die die Beiden verbindet: Wenn sie auch nur die kleinste Unsicherheit haben, fragen sie 10.000-mal nach, bevor sie etwas umsetzen. Hinzu kamen Gespräche und Gedankenaustausche mit „jungen“ Studienkollegen von Stefan Donà, wie Gabriele Furletti oder Marco Comai (beide aus dem Trentino). Eine besondere Verbindung besteht zu Mario Pojer, der Michael und Stefan wesentlich bei ihrer Umsetzung beraten hat.

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